Geschichte der Zollner vom Brand

In Bamberg gab es früher verschiedene Zollner. So die angesehenen Zollner, genannt Geyer, das Geyerswörthschloss trägt heute noch ihren Namen, und die Zollner uff dem Brand. Der Beiname „uff dem Brand“ soll aus der Zeit stammen, als um 1250 und 1280 zwei Stadtbrände unterhalb des Domes wüteten, von denen besonders der „Sand“ stark betroffen war. Dieses Gebiet trug fortan den Namen der „Brand“, den die dort ansässigen Zollner als Namensattribut gewählt haben sollen.

Das Stammhaus der Zollner „uffm Brand“, oder einfach von Brand, steht heute noch gegenüber der alten Dominikanerkirche, die 1803 säkularisiert wurde, und später der Kulturraum genannt wurde und heute als Aula der Universität Bamberg dient.
Eberhard von Zollner erwarb 1328 dieses Haus auf dem Brand. Wir unterscheiden bei den Familie derer von Zollner von Brand zwei Linien, die Bamberger und die Bischberger Linie.

Frau Dr. Annette Faber weist den Bischberger Zweig seit 1406 nach. Als 1482 Jörg Zollner von Brand den Bischberger Besitz der Familie Haller übernahm, wurde er damals zum größten Grundherren von Bischberg.

Eine recht dürftige Beschreibung des Baubestandes aus dem Jahre 1597 widerspiegelt der Satz:

„Ein Haus, darum ein Wassergraben gehet, darin die Zollner ihre Wohnung haben“.

Die Ansicht von Stephan Brechtel aus dem Jahre 1609 skizziert das Schlösslein mit einem schiefergedeckten Turm.

Mit dem Baubestand des Schlosses, so wie wir es heute kennen, ist der Name des schon in früher Jugend nicht mehr unbescholteten Carl Maximilian Zollner verbunden, dessen Lebensweg von 1718 bis 1776 von Schand- und Untaten begleitet wurde.
Kaum war er 1743 mit 25 Jahren mündig geworden, freite er die wegen des Österreichischen Erbfolgekrieges nach Bamberg geflüchtete Maria Franziska Constantia Luzia von Vinther auf Brukheim. Das empfangene Heiratsgut des Schwiegervaters war dem Zollner für die Reparatur und den Umbau des heutigen Schlosses wegen seiner chronischen Geldnot sehr willkommen. Carl Maximilian war ein Verschwender, seine ungetrübte Freude am Feiern ging soweit, dass er immer häufiger übermütige und ausgelassene Leute, wie Studenten, Militärs, Tambours, Pfeufer, und Bauernburschen und dergleichen zu sich ins Schloss einlud. Bis tief in die Nacht wurde getanzt und gejohlt. Die Frau Baronin betrog ihn und er sie. Schließlich wurde die Ehe vom erzbischöfflichen Consistorium geschieden. Es gehört nicht viel Phantasie dazu, anzunehmen, dass dieses Verhalten der Adeligen auf die übrigen Bewohner des Dorfes, die oft in Bescheidenheit und nicht selten in Armut lebten, mit großen moralischen Bedenken zur Kenntnis genommen wurde. Strafbare Gewalttaten, Verletzungen der ritterlichen Vorrechte, Meineid und Schuldenmachen waren für den „Gnädigen Herrn“ offenbar nur Kavaliersdelikte. Um der gerechten Bestrafung zu entfliehen, machte er sich mehrmals aus dem Staube nach Wien. Um unerkannt zu bleiben, schlüpfte er sogar in die Kutte eines Mönches. Geradezu romanreif mutet der Exkurs an, den der liederliche Edelmann auf seinem Weg von Stadt zu Stadt hinter sich brachte. Natürlich wurde er mehrfach verhaftet, jedoch mit der ihm eigenen Verschlagenheit gelang ihm immer wieder die Flucht oder die Entlassung unter der Vorspiegelung falscher Versprechen. Seine Dreistigkeit war so grenzenlos, dass er sich sogar bei der Kaiserin Maria Theresia, natürlich erfolglos, als Offizier bewarb. Ein mitleidheischender Bettelbrief an seine Verwandten enthält den Satz:

„Indem ich ärger als ein Bettler hie in Wien ausschaue und dem Hohen Canton - gemeint ist die Reichsritterschaft - und der ganzen Freundschaft es gar keine Ehre machet“.

Von Krankheit gezeichnet kehrte er 1774 ( geboren 1718, geheiratet 1743 mit 25 Jahren, geflüchtet 1753 mit 35 Jahren, gestorben 1776 mit 57 Jahren) auf sein inzwischen verlottertes Schlösslein zurück.
Am 29. August 1776 starb Carl Maximilian Zollner von Brand als Letzter seines Mannesstammes. Im devoten Schreibstil jener Zeit schrieb der Pfarrer von Bischberg, Gallus Heinrich Sauer:

„ Pie in Domino obiit illustris ac gratiosus Dominus D. Carolus Maximilianus Liber Baro Zollner a bustis conjugatus aetatis suae annorum 57 et 10 mensium, 4 dierum. Gratiosus hic Dominus ut pote ultimus familiae L. B. Zollner a Brand totum suam substantiam legavit hujati ecclesiae ad St. Marcum, ubi etiam die 5te prope confessionale in porticu sepultus est.
Ob certas et justas causas separatus a sua conjuge vixit in statu viduitatis per annos 26 usque ad mortem : anima ejus requiescat in pace."

Was auf deutsch heißt:

„Ergeben im Herrn, starb der hochadelige und gnädige Herr, Herr Carl Maximilian Freiherr Zollner auf dem Brand, verheiratet, seines Alters 57 Jahre, 10 Monate, und vier Tage. Der hochadelige Herr, nämlich der Letzte seines Geschlechts, vermachte seine ganze Hinterlassenschaft dem hiesigen Gotteshaus St. Markus, wo er auch am 5. Tag beim Beichtstuhl im Umgang beerdigt wurde. Wegen gewisser und gerechter Gründe von seiner Frau geschieden, lebte er im Witwenstand 26 Jahre lang bis zu seinem Tode: Seine Seele ruhe in Frieden“.

Erst später stellte sich heraus, dass die dem Gotteshaus St. Markus zugedachte Erbschaft äußerst bescheiden war, da der verblichene Baron zu seinen Schulden ein gestörtes Verhältnis hatte

Das einst prächtige Landschlösschen ging nach dem Tod des Zollners in den Besitz seiner Schwestern über.

Quellen:

Unteres Schloss, Dr. Anette Faber,
Bischberg ein fränkisches Ganerbendorf, Dr. Konrad Arneth,
Forschungen und Ausarbeitungen von Philipp Hümmer




Überblick : Die Pächter des Unteren Schlosses zu Bischberg
während der Abwesenheit (1752-1774) und nach dem Tod (+1776) des Freiherrn Maximilian Zollner von Brand

Johann Georg Müller (1763-1766)
Jakob Schneider (1775-1783)
Georg Sebastian Weißkopf (1811-1814)
Johann Knoblach (1814-1819)


1821 kauft der Büttner und Bierbrauer Conrad Eichelsdörfer das Untere Schloß für 7700 Gulden.

1844 wurde das schmucke Gebäude dann von Philipp Frey dem Urgroßvater 2.Grades von Elfriede Brückner geb. Kaiser für 7500 Gulden erworben, der als Land- und Gastwirt überaus erfolgreich war.
Etwa 140 Jahre später im Jahre 1986 erwarb es die Gemeinde Bischberg von seinen Nachfahren. In gelungener Zusammenarbeit mit dem Landesamt für Denkmalpflege wurde dieser historische Adelssitz unter der Amtszeit des inzwischen verstorbenen Bürgermeisters und Ehrenbürgers Alfred Wachter vortrefflich renoviert und steht seit dem 30. September 1988 den Bischberger Vereinen, der Bischberger Öffentlichkeit mit mehreren praktischen Nutzungsräumen zur Verfügung.


Einladung Kirchweih 1832 Konrad Eichelsdörfer Gastwirt zum Unteren Schloß


Elmar Brueckner, Bischberg (C) 2002 - 2019 - Alle Rechte vorbehalten

Diese Seite drucken