Vorgehen

Zur Einstimmung :  
"Jedes Leben hinterlässt ein Echo,
das hörbar ist für alle,
die sich die Mühe machen
zu lauschen."


Amitav Ghosh, in: " Der Glaspalast "

Ein ganz persönlicher Erlebnisbericht
dazu, sowie auch über
Freud und Leid eines Genealogen
von Elmar Brückner
Motivation



Eines Tages meinte die liebe Verwandtschaft: Du hast doch jetzt Zeit um die Vorfahren der Familie Brückner ausfindig zu machen. Dies war verbunden mit der Hoffnung, endlich das "blaue Blut aufzuspüren" und die Mythen, dass es seit dem 16 Jahrhundert bei den Brückners nur Buben gibt, zu erhärten. Nun eines Tages bekam ich wirklich Lust diese Aufgabe anzugehen. Ich sah mich - einfach nur so - nach Genealogieprogrammen um und war schnell begeistert von deren Möglichkeiten. Damit meine ich die fast offene und komfortable Datenbankstruktur der Genealogie - Programme . Nachdem ich noch gelernt hatte, dass es auch ein einheitliches Datenformat GEDCOM gibt und das Internet jede Mengen Familien Datenbanken bietet, begann ich mit dem Forschungsvorhaben Genealogie.
Beginn der Ahnenforschung



Am Anfang meinte ich, dass ist ja alles einfach, da braucht man ja nur vorhandene Daten, Bilder etc.einzusammeln. Die Enttäuschung ob der etwas mageren Ausbeute folgte auf den Fuß. Außer den hoch interessanten Stammbüchern ( die im Dritten Reich Pflicht waren!) und einigen wenigen Bildern war das Ergebnis sehr dürftig. Es wird viel Material weggeworfen, vermutlich, weil sich niemand beim Ableben seiner Vorfahren in diesem Moment gerade dafür interessiert. Eine Ausnahme machte mein Onkel Karl, der Bruder meiner Mutter, der auch Ahnenforschung getrieben hatte und der Cousin meiner Frau Elfriede Brückner Sepp Kaiser der ebenfalls den Stammbaum der Kaiser näher erforscht hatte. Die Verfolgung all dieser Zweige meiner Familie haben mich dankbar die Vorzüge einer Datenbank im Computer bewusst werden lassen!
Erste Schritte



Um den Ahnen auf die Spur zu kommen, erinnerte ich mich, dass Joves Trum aus alten Schlenkerla Zeiten Bamberger Adressbücher der Jahre 1878,1907,1909,1911 und 1922 besitzt. Eine Fundgrube für die Forschung in diesen Jahren. Man ist richtig dankbar, dass es damals noch keinen Datenschutz gab ! Dann wagte ich mich an das Archiv des Erzbistums Bamberg, nachdem ich im Internet gelesen hatte, dass alle Pfarrarchive ( Matrikel) des Erzbistums Bamberg dort gesammelt sind und die Archivmitarbeiter gegen Entgeld Recherchen vornehmen. Dies führte mich auf die "heiße" Spur Autenhausen und Gemünda. Nachdem im Internet noch eine Angabe der Gesellschaft für Familieforschung in Franken (GFF) auf Familienblätter von Autenhausen auftauchte, folgte ich diesem Hinweis und hatte plötzlich viele Brückner bis um etwa 1730. Frau Fabian von der GFF war hier mehr als hilfreich! Nun musste ich der Spur nach Gemünda zu einem Melchior Brückner folgen. Gemünda war allerdings zu jenen Zeiten überwiegend evangelisch. Frau Ott vom erzbischöfflichen Archiv sagte mir, dass in evangelischen Gemeinden durchaus auch Katholiken in den Pfarrbüchern geführt wurden. Wohlgemut dachte ich, was die Katholiken können, haben die Protestanten doch auch, nämlich ein Zentralarchiv der evangelischen Pfarrbücher. Sicher so etwas gibt es in Nürnberg und in Regensburg. Leider ist dort zwar viel zu finden, bloß ausgerechnet die Pfarrbücher von Gemünda liegen nicht dort, sondern im evangelischen Pfarramt von Gemünda. Einen Brief habe ich dorthin geschrieben. Bis jetzt habe ich noch keine Antwort bekommen. Bisherige Ergebnisse habe ich im Internet breit veröffentlicht in der Hoffnung, dass andere Ahnenforscher eventuell zielgerichtete Beiträge leisten können. Das betrifft die Familienangehörigen, die nach Amerika ausgewandert sind: Siffel , Denninger und Huber.
Staatsarchiv und Stadtarchiv



Um in der für mich doch nicht leichten Materie vorwärts zu kommen besuchte ich den Kreisarchivar Philip Hümmer in Bischberg. Von ihm bekam ich wertvolle Informationen über den Familienzweig Frey. Philip Hümmer führte mich sowohl im Staatsarchiv Bamberg als auch im Stadtarchiv Bamberg ein, wofür ich ihm sehr dankbar bin.

Archive sind Welten mit eigenen Regularien und alten Traditionen. Erschüttert war ich ob der altertümlichen Inhaltsbände. Um da etwas zu finden, muss man nachfragen. Also, kein Computerterminal mit Datenbank...
Funde im Staatsarchiv



Das Staatsarchiv Bamberg bewahrt die alten Unterlagen des früheren Finanzamts des Bezirksamtes Staffelstein auf. In diesem Archivmaterial sind die alten Grundbücher von Gemünda, Autenhausen, Merlach etc. zu finden. Damit konnte ich die Besitzverhältnisse der Brückner nachvollziehen. Bezüglich Autenhausen brachte das schon Ergebnisse. Die anderen Orte werde ich in einer nächsten Forschungskampagne durchsehen. Auch die Besitzverhältnisse von Adam Brückner konnte ich erhellen.
Funde im Stadtarchiv



Das Stadtarchiv Bamberg bewahrt alle Adressbücher der Stadt Bamberg seit ca. 1800 in Form von Mikrofilmen auf. Dies ist eine feine Sache, wenn man die Wohnung ( und damit die Anwesenheit einer Person zu dieser Zeit nachweist) sucht. Hier kam ich drauf, dass Adam Brückner in der Altenburgerstr. Wohnbesitz hatte. Ein Volltreffer war der Fund der Akte über die Verleihung des Bürgerrechts an Adam Brückner 1871.
Eine eigene Arbeit hierüber habe ich erstellt.

Familienkarten, Häuserkarten und Häuserbögen sowie Gewerbeanmelderegister sind weitere wertvolle Hilfen
Besuch in Gemünda, Merlach und Autenhausen



Nachdem das evangelische Pfarramt Gemünda nicht einmal eine Antwort gegeben hatte, vereinbarte ich einen Termin um mir selber die Pfarrmatrikel anzusehen. Der Pfarrer und seine Sekretärin haben mir dabei leicht gestresst geholfen. Aber ich fand Heirats- und Sterbedatum von Melchior Brückner. Leider haben die evangelischen Pfarrer ihre Eintragungen sehr sparsam vorgenommen. Außer Namen und Fakt ist leider nichts zu finden. Also, keine Hinweise auf Eltern etc. Ich konnte auch keinen Geburtseintrag von Melchior Brückner finden.
Nachdem ich schon in der Gegend war, benutzte ich die Gelegenheit mir die anderen Orte, wo meine Vorfahren lebten, anzusehen und einige Bilder aufzunehmen. In Autenhausen führte mich der dortige Mesner und zeigte mir Gräber in denen Brückner ruhen.
Unerwartete Funde bei der Verwandtschaft



Die Recherchen im verwandtschaftlichen Verbund haben leider nicht die Dokumente und Bilder zutage gefördert, die ich mir erwartet habe. Anlässlich der Beerdigung meiner Mutter am 14.6.2003 sprach ich auch Liesel Wörner die Witwe von Ludwig Wörner in Gaustadt an. Im Februar 2003 ereichte mich ein Anruf und ich machte mich mit meiner digitalen Canon Ixus auf den Weg zu Liesel Wörner, diese hatte noch eine Bekannte mitgebracht. Das Ergebnis war fulminant, ich nahm etwa 60 Aufnahmen auf von längst verschollen geglaubten Dokumenten und Bildern. Ergebnis : Mit einem Schlag kam Licht in die Müller Zweige , den Häfner und beantwortete die Frage, wie sind Bapistella, Schoppelrey mit Brückner verwandt. Interessant war, dass ich mit meiner Frau nun gemeinsame Vorfahren identifiziert habe, hat doch ein Häfner eine Frey vom Unteren Schloss geehelicht. Bemerkenswert fand ich dabei auch die Ausarbeitungen von Pfarrer Deinhard aus dem Jahr 1935 bezgl. der Häfner Genealogie.
Infos von Ausstellungen und Arbeitsteilung


Es gibt viel Informationen abzuholen: Stadtarchiv und Staatsarchiv Bamberg widmen sich in diesem Jahr dem Gedenken von Alois Erhard einem Photographen, der von ca. 1860 - 1900 die Stadtentwicklung Bamberg dokumentierte. Ein Buch aus dem Babenbergverlag ergänzt die Ausstellung. Nun ich fand dort Bilder von Häusern meines Urgroßvaters am Bleichanger und der Altenburgerstrasse.
Philipp Hümmer der Kreisarchivar von Bischberg hielt anlässlich des Jubiläums des Gesangsvereins Frohsinn einen tollen Vortrag über die Gründung des Vereins. Mich interessierten die Aufnahmen des alten Unteren Schlosses. Nun ich kann für Philipp Fotos digital retouchieren, er überlies mir die Dokumentation über das Untere Schloss und die Geschichte derer von Brand kurz zur Einsicht.
Internet Kontakte


Gewissenhaft stelle ich meine Forschungsergebnisse ins Internet, sozusagen als "Köter" um andere zusätzliche Hinweise und Informationen zu bekommen. Tatsächlich im Februar 2003 meldete sich eine Genealogiespezialistin aus München Frau Ueblacker bei mir, die ebenfalls Autenhausen und Umgebung erforscht. Schnell stellten wir fest, dass wir über gemeinsame Vorfahren im 17. Jahrhundert sogar verwandt sind! Freundlicherweise erhielt ich von ihr Unterlagen bis 1600 von den Schellenberger. ( ein Jacob Brückner heiratete bei den Schellenberger ein ). Nun weiß ich, dass wir auch einen Vorfahren geb. um 1600 aus Andlau Elsass haben. Sehnsüchtig warte ich nun auf weitere Unterlagen von Melchior Brückner, die Frau Ueblacker besitzt. Nun ist mir klar, dass ich in den Matrikeln in Gemünda nichts vor der Heirat von Melchior gefunden habe, Melchior ist aus Hattersdorf bei Sesslach nach Gemünda gezogen und hat dort bei den Rösner eingeheiratet. Man kann sagen die Brückner haben über hundert Jahre immer wieder in Mühlen eingeheiratet!
Erzbischöffliches Archiv Bamberg


Die Unterlagen von Frau Ueblacker haben weitere Fragen aufgeworfen neben Hinweisen , die mich veranlassten einen Rechercheauftrag an das Erzbischöffliche Archiv Bamberg zu richten. Dort fand man heraus, dass die Brückner in Hattersdorf aus Pressig Rothenkirchen zugezogen sind.
Rolle und Wert von Suchmaschinen


Gerade bei Genealogie Recherchen bilden die über GEDCOMM gebildeten html- Seiten den Schlüssel für interessante Fundstellen, da diese von den Suchmaschinen leicht ausgewertet werden können. Gerade bei Namenssuchvorgängen erscheinen Genealogieseiten an vorderster Stelle.
Genealogische Gesellschaften



Selber bin ich nun Mitglied der Gesellschaft für Familienforschung in Franken und des Vereins für Computergenealogie. Vorteile lagen schnell auf der Hand. Man erhält CD mit sehr brauchbaren Daten. Der Verein für Computergenealogie gibt in seiner Mitgliedszeitschrift und dem für Mitglieder erweiterten Webzugang Hilfen und Hinweise zu der doch nicht immer einfachen Software. Geschlossene Mailinglisten, das heißt nur
Datenschutz



Ein Greuel für den engagierten Genealogen ist der praktizierte Datenschutz. Wehe es befinden sich Daten von Lebenden mit Toten gemischt in einem Dokument. Keine Chance da ran zu kommen. Beim Standesamt ist die Berechtigung nachzuweisen.
Ein Weg öffnet eine kleine Hintertür – das Friedhofsamt. Zumindest wenn man ein Datum weiß, kann man dort Grabnummer und Sterbedatum erfragen.

Ich mache noch ein übriges. Mit meiner Digitalkamera fotografiere ich Gräber und Grabsteine und komme damit an fehlende genealogische Daten.
Interesse der Umwelt und der Verwandten


Der Genealoge kann nicht erwarten, dass seine Arbeit sofort gewürdigt wird. Häufig begleiten höfliches Desinteresse und wissendes Lächeln seine Arbeit. Es bleibt nicht aus, dass Besucher im Internet auf die Ergebnisse stoßen und unterschiedlich reagieren. Manche die Verwandtschaftslinien entdecken halten sich recht bedeckt weil man ja nie weiß, welche Gründe zum Vergessen von Verwandtschaftszweigen geführt haben. Andere sind entsetzt, dass ihre Namen auftauchen , obwohl es selbstverständlich ist keine weiteren Daten Lebender zu veröffentlichen. ( Deutsche reagieren nach meiner Erfahrung anders als Amerikaner. )
Meist ist das Interesse der Verwandten recht vordergründig und erlischt schneller als es entzündet wurde.
Streng genommen bleibt der Familien Genealoge häufig mit seinem Wissen alleine. Das ist mit der Grund, daß ich meine Ergebnisse in das Netz stelle. Internet Surfer mit speziellen Fragestellungen finden dann doch, dank der Suchmaschinen gewünschte Informationen.
Datenbankzugriffe


Es ist erstaunlich wieviele Personen die Ergebnis-Datenbank durchsuchen. Nur die wenigsten geben allerdings eine Rückmeldung ab.

(wird fortgesetzt)
Eine Art "reverse engineering"

Das genealogische Geschehen weckt auch das Interesse an den Lebensdaten von verstorbenen ehemaligen Bekannten und Freunden. Meine Digitalkamera begleitet mich deshalb jedesmal bei einem Friedhofsbesuch. Man glaubt nicht welche Datenmengen hier zusammen kommen.
 



Für den angehenden Genealogen empfehle ich das ausgezeichnet aufbereitete Heft : Ahnenforschung - Auf den Spuren der Vorfahren herausgegeben vom Verein für Computergenealogie e.V. Das Heft kostet € 9,80. Siehe dazu auch Genealogie-Service.de GmbH.



Elmar Brueckner, Bischberg (C) 2002 - 2019 - Alle Rechte vorbehalten

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